Marion (29) entschied sich letztes Jahr, Deutschland zu verlassen, um für eine Weile mit dem Working Holiday Visum in Australien zu wohnen. Sie wollte unbedingt reisen, vor allem aber, Erfahrungen im Ausland sammeln. Im Einklang mit ihrem Diplom und 5 Jahren Berufserfahrung im deutschen Kommunikationssektor erhielt sie schließlich ein „Sponsorship“ in Sydney. Marion gibt dir ihre Ratschläge, wenn du in Australien arbeiten, vor allem aber wenn du „qualifizierte Jobs finden“ möchtest.

Jobsuche

Von Deutschland nach Australien

Ich dachte anfangs, ich könnte einen Job von Deutschland aus finden. Allerdings fand ich schnell heraus, dass das trotz eines guten Englischniveaus, eines in meinem Fachgebiet gut aufgestellten Lebenslaufs und viel Entschlossenheit schwierig oder unmöglich war. Ich bekam zwar Antworten auf meine Bewerbungen, aber als ich ein Interview über Skype vorschlug, wurde ich trotz meiner Erinnerungsmails ignoriert. Schnell wurde mir klar, dass ich vor Ort sein musste, um mein Glück zu versuchen.

Meine Bewerbungen auf eine Vielzahl von Stellenanzeigen aus Deutschland haben mir bei meiner Ankunft in Sydney sehr geholfen. Ich hatte sogar eine Liste von Kontakten zusammengestellt, einschließlich Headhuntern, die mich alle in meiner ersten Woche hier in ihrer Kartei aufgenommen haben. Mit einem gültigen Arbeitsvisum, wie dem Work and Holiday Visum, war das alles kein Problem. Es gab einige offene Stellen.
Entscheidend ist, dass du bereits Berufserfahrung in der gewünschten Branche in Deutschland gesammelt hast. Umso besser ist es dann, wenn du auch in Australien gearbeitet hast, selbst wenn es sich nicht um die betreffende Branche handelt. Häufig soll man auch Referenzen anzugeben (Kontaktdaten deiner ehemaligen Arbeitgeber bzw. Manager).

So bewirbst du dich effektiv

Um einen Arbeitsplatz in Büros oder „Admin Jobs“ zu finden, ist es offensichtlich notwendig, deinen Lebenslauf zu erstellen und an australische Standards anzupassen. Alle Infos hier: Australischen Lebenslauf schreiben

 Das ist aber noch nicht alles!

Jobseiten wie Seek und Indeed sowie LinkedIn Jobs haben mir sehr geholfen. Es gibt zwei Fälle:

1. Die Rekrutierungsfirma hat direkt eine Anzeige online geschaltet

  • Du schickst deinen Lebenslauf und dein Motivationsschreiben (Cover Letter) an eine „reale Person„, entweder an den Personalmanager oder an deinen potenziellen Vorgesetzten. Dieser Weg ist persönlich und du kannst deine Bewerbung an die betreffende Person anpassen.
  • Die Anzeige führt dich zur offiziellen Webseite des Unternehmens und fordert dich auf, ein Profil zu erstellen und deine Bewerbung zu vervollständigen. Ich persönlich wurde daraufhin nie wieder kontaktiert und habe diese Art zeitaufwändiger Bewerbungen aufgegeben.
  • Du bewirbst dich automatisch mit einem Klick auf die Seite der Stellenangebote.

2. Eine Rekrutierungsfirma (oder Headhunter) hat die Stellenanzeige für ihren Kunden (die Firma, die einstellt) erstellt.

Dies ist ideal, weil du deine Daten in die Datenbank der Rekrutierungsfirma eingibst. Aufgrund deiner Daten, werden die sich dann auch in Zukunft mit dir in Verbindung setzen, wenn sie ein passendes Angebot haben.

Ich persönlich hatte immer viel mehr positive Rückmeldungen, wenn ich mit Rekrutierungsfirmen zusammenarbeitete. Diese konkurrieren alle um die gleichen Stellenangebote, mit dem Ziel, dich in einem Unternehmen zu „platzieren“, um eine Provision zu verdienen. Ich empfehle daher, dich über Headhunter zu bewerben. Diese handeln in der Regel ein besseres Gehalt aus und legen auch Wert darauf, eine langfristige Beziehung zu dir aufzubauen.

Um die Rückmeldungschancen zu maximieren, habe ich mich auf Dutzende von Stellenangeboten beworben, die mehr oder weniger mit meinem Profil übereinstimmten. Dabei verliert man sehr schnell die Übersicht. Also habe ich eine Excel-Liste mit allen Angeboten, Links zu Anzeigen, Datumsangaben meiner Bewerbungen und Erinnerungsmails erstellt.

Ich habe auch spontan Kontakt zu Leuten auf LinkedIn aufgenommen, deren Profile mich interessierten. Dadurch konnte ich Personen direkt um Rat zu bitten oder etwas über das Unternehmen erfahren. Das war sogar so hilfreich, dass ich meinen dritten Job auf diese Weise gefunden habe. Mit Entschlossenheit und etwas Glück, darf man niemals aufgeben!

Die Interviews wurden schnell in die Wege geleitet. Sie fanden oft zuerst bei der Personalagentur statt und dann bei den Unternehmen direkt.

qualifizierte jobs in australien 2

Erfolgreiches Interview

Es gibt kein Wunderrezept! Es ist immer schwieriger, ein Bewerbungsgespräch in einer Fremdsprache zu führen. Schau dir vorher das branchenspezifische Vokabular an. Oft merkt man nämlich, dass einem bestimmte Fachwörter fehlen, und man sich daher nicht so gut ausdrücken kann, wie in der Muttersprache.

Diese beiden Fragen kommen in einem Bewerbungsgespräch mit Sicherheit: „Warum haben Sie Deutschland verlassen?“ und „Warum haben Sie sich für Australien entschieden?

Im Allgemeinen sind Bewerbungsgespräche in Australien weniger förmlich als in Deutschland. Während in Deutschland der Schwerpunkt häufig auf der Schule und dem erworbenen Diplom liegt, messen Personalvermittler in Australien viel mehr Bedeutung der Persönlichkeit des Kandidaten bei.

Das Gute ist, dass Headhunter bzw. Personalvermittler keine Zeit zu verlieren haben und direkt auf den Punkt kommen. Sie stellen spezifische Fragen, um mehr über deine Persönlichkeit und deine beruflichen Erfahrungen zu erfahren. So können sie sich sehr schnell ein Bild von deinem Profil machen und sehen, ob es mit der Stelle übereinstimmt.

Wenn es sich um einen Mitarbeiter im Zielunternehmen (den zukünftigen Manager, einen Mitarbeiter oder den Personalleiter) handelt, kann es sein, dass das Gespräch über eine Stunde dauert, wenn du zur Stelle passt.

Erfolgreiche Einarbeitung

Kulturelle Unterschiede verstehen

Auch wenn das Leben in Australien sicherlich weniger exotisch ist als beispielsweise in Asien, ist die angelsächsische Kultur spürbar und kann überraschen, wenn man sie noch nicht kennt.

Die Zeitpläne sind sehr genau. Hier ist es üblich, gegen 17:30 Uhr das Büro zu verlassen. Es ist selten, dass Australier Überstunden machen.

In jungen Unternehmen werden oft gemeinsame Abende organisiert. Es ist wichtig, bei den Veranstaltungen teilzunehmen, um sich gut zu integrieren.

In der Firma bleiben

Das Work and Holiday Visum ermöglicht Arbeitgebern, dich für 6 Monate einzustellen. Das ist wahrscheinlich der einfachste Weg für ein Unternehmen, dich kennenzulernen und zu sehen, wie du arbeitest und wie du ins Unternehmen passt. Einige Unternehmen zögern allerdings oft, weil es schwierig sein kann, dich am Ende im Unternehmen zu behalten. Die einzige Möglichkeit, um länger als sechs Monate im Unternehmen zu bleiben, ist, dein Visum zu ändern. Es ist hilfreich, einen Einwanderungsbeamten zu beauftragen, der dich in deiner Situation beraten kann.

Am gebräuchlichsten ist das „Sponsorship-Visum“ (TSS-Visa). Um gesponsert zu werden, muss das Unternehmen, das dich anstellt, dazu bereit sein, als Sponsor zu fungieren. Der Prozess erfordert Zeit, viel Energie und Geld für das Unternehmen.

Anforderungen:

  • Du hast die Unterstützung deines Arbeitgebers. Dieser setzt sich mit der Einwanderungsbehörde in Verbindung, um den Fall in die Wege zu leiten.
  • Du reichst eine Vielzahl offiziell übersetzter und beglaubigter Dokumente ein.
  • Deine Position steht auf der Liste der für ein Sponsorship in Frage kommenden Jobs. Ehemals Visa 457 und nun TSS Subclass 482.
  • Hinzu kommt ein Englischtest.

Das Ganze ist also nicht einfach, daher musst du entschlossen und informiert sein, um loszulegen. Es ist aber durchaus machbar, wenn deine Ausbildung und Berufserfahrung zu den gewünschten Berufen gehört. Diese Berufe werden in der SOL & CSOL-Liste (Skill Occupational List) aufgeführt, die du hier findest.

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Hier sind die verschiedenen Arten von Visa, mit denen du in Australien arbeiten darfst:

  • Sponsoring – Visum TSS (ehemals Subclass 457, jetzt Unterklasse 482): Je nach Branche gibt es das Visum für zwei oder vier weitere Jahre. Dieses Visum steht in direktem Zusammenhang mit deinem Arbeitgeber und ist für qualifizierte Jobs in Australien gemacht.
  • Studentenvisum: Dieses Visum ist sicherlich am einfachsten zu bekommen und ist bei Backpackers sehr beliebt nach dem Work and Holiday Visum. Allerdings gibt es die Einschränkung, dass du nicht länger als 20 Stunden pro Woche arbeiten darfst, was für Unternehmen ein Hindernis darstellt.
  • Employer Appointment Scheme (Subclass 186): Eine Firma ernennt dich direkt. Du benötigst 3 Jahre Berufserfahrung in der Branche. Du musst demnach auch eine Fülle von Nachweisen zu deiner bisherigen Arbeitserfahrung vorlegen (die eine detaillierte Begründung für das spezifische Visum und deine beruflichen Fähigkeiten enthält). Mit diesem Visum kannst du eine dauerhafte Aufenthaltsgenehmigung (permanent residency) in Australien bekommen.
  • Skilled Visa (Subclass 189 oder 190): Dies ist ein Punktesystem. Mit diesem Visum kannst du eine dauerhafte Aufenthaltsgenehmigung in Australien bekommen. Es kann unabhängig sein (Visum 189) oder von einem Staat oder Gebiet gesponsert werden (Visum 190).
  • Partnervisum oder De Facto-Visum: Dein Partner, unabhängig davon, ob er einheimisch ist oder ein gültiges Arbeitsvisum hat, sponsert dich.

Es gibt einige andere, weniger bekannte Visa auf der Webseite der australischen Einwanderungsbehörde.

In Australien zu arbeiten ist auf jeden Fall eine sehr lohnende Erfahrung, sowohl menschlich als auch beruflich. Einen Job für einige Monate zu finden, ist nicht schwierig. Aber viele Leute um mich herum waren pessimistisch und sagten mir, dass Sponsoring unrealistisch geworden sei. Wenn du jedoch wirklich hier bleiben willst, gibt es Möglichkeiten. Natürlich musst du die Bedingungen erfüllen und hoch motiviert sein. Mit Entschlossenheit habe ich es endlich geschafft. Zweifelsohne wirst du es auch schaffen, wenn es wirklich das ist, was du willst!

Überarbeitet am 11.02.2020. Erstmalig veröffentlicht am 27.02.2019.

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