Die 25-jährige Emeline arbeitete als wissenschaftliche Mitarbeiterin in Frankreich. 2017 machte sie ihre erste Solo- und Backpacking-Reise – 3 Monate lang ging es durch Norwegen. Als sie nach Frankreich zurückkehrte, packte sie das Fernweh. Kurze Zeit später verabschiedete sie sich von ihrem Leben in Frankreich und reiste mit einem Working Holiday Visum und einem 25 Kilo schweren Backpack nach Australien. Sie machte sich auf den Weg Richtung Adelaide, wo sie einige Monate vorher ein Angebot auf Workaway entdeckte: Emeline konnte auf einer therapeutischen Reitfarm in Australien arbeiten.

Was ist Workaway?

Workaway ist ein Anbieter für Freiwilligenarbeit in Australien. Man arbeitet für ein paar Stunden pro Tag und erhält im Gegenzug Unterkunft und Verpflegung. Workaway bietet unzählige solcher Angebote – Es gibt die unterschiedlichsten Jobs in den unterschiedlichsten Orten dieser Welt. Au Pair in England, in Schweden auf einem Bauernhof arbeiten, Häuser renovieren in Neuseeland oder eben auf einer therapeutischen Reitfarm in Australien aushelfen.

Mehr Informationen: Freiwilligenarbeit in Australien

In Norwegen habe ich bereits meine ersten Erfahrungen mit Workaway gemacht. Einen Monat habe ich mich um Schlittenhunde gekümmert und diese ausgebildet. Ein anderes Mal habe ich geholfen, ein Haus in den Bergen zu renovieren. Es waren unglaubliche Erlebnisse und ich wollte so etwas unbedingt wiederholen. Ich dachte mir: Wieso nicht mit Pferden in Australien arbeiten? Der Gedanke setzte sich fest und kurze Zeit später saß ich im Flugzeug, das mich ans andere Ende der Welt flog.

Kein normaler Job

Dir sollte bewusst sein: Wenn du Workaway machst, arbeitest du in keinem normalen Job. Du verdienst kein Geld. Es geht vielmehr um die Erfahrung, die du sammelst – um den Austausch und die Leute, die du triffst. Bei Workaway hast du die Möglichkeit, die Gegend auszuwählen, in der du arbeiten möchtest und die Suche mittels bestimmter Suchbegriffe einzuschränken, zum Beispiel Kinder oder Pferd. Es ist wichtig, dass du dir das komplette Angebot durchliest, damit du weißt, worauf du dich einlässt. Darüber hinaus hast du die Möglichkeit, den Anbieter direkt zu kontaktieren.

Mit Workaway reist es sich ganz anders – du lebst wie die Einheimischen, tauchst in die Kultur ein, erlebst Dinge, die du dir nie hättest vorstellen können, und gibst dabei kaum Geld aus.

Auf einer therapeutischen Reitfarm in Australien arbeiten

Die ersten drei Wochen in Australien habe ich in Adelaide verbracht. Ich wollte mich vom Jetlag erholen, Administratives erledigen und die Umgebung erkunden. In Victoria besuchte ich den Reithof meiner Träume: Ein Hof, der therapeutisches Reiten anbietet.

Eine französische Backpackerin holte mich ab. Sie saß auf einem Pickup und war mit Staub und Dreck bedeckt. Sie hat nur einen Monat auf der Farm verbracht und hatte nur noch eine Woche übrig. Dort erklärte sie mir alles, was ich für meinen 3-monatigen Aufenthalt wissen musste. Als wir auf der Farm angekommen sind, begrüßte mich ein älteres australisches Pärchen. Ich konnte ihren australischen Akzent kaum verstehen – um ehrlich zu sein, verstand ich bestimmt die Hälfte nicht. Das sollte sich in den kommenden Monaten allerdings ändern.

Die Reitfarm und meine Aufgaben

Während meiner Arbeit wurde ich von vier lustigen Hunden begleiten, die mir mit Tritt und Schritt zur Seite standen. Ich war dafür verantwortlich die Hufen der Pferde zu säubern, die Ausrüstung zu pflegen, morgens und abends die Pferde zu füttern und die Pferde auszureiten. Außerdem machte ich ein paar Arbeiten im Haushalt, da das Paar woanders arbeitet. Abends und am Wochenende saßen wir zusammen. Ich freundete mich schnell mit der Familie und anderen Freunden an.

Die Farm, auf der ich arbeitete, unterscheidet sich ein wenig von anderen Farmen in Australien. Hier wird kein Vieh für Fleisch oder Milch gezüchtet. Es ist eine therapeutische Farm. Das heißt, dass hier Pferde gehalten werden, die für Psychotherapie-Sitzungen genutzt werden. Patienten: Menschen, die ein persönliches Trauma erlitten haben, Menschen mit Depressionen, Autisten oder Menschen, die unter mangelndem Selbstvertrauen leiden.

Die Pferde sind nicht eingesperrt und bewegen sich frei auf der Koppel. Die Idee ist es, es den Patienten durch die Anwesenheit der Pferde zu erleichtern, ihre Gedanken zum Ausdruck zu bringen.

arbeiten Reitfarm Australien

Jeden Dienstag empfängt die Farm eine Erwachsenengruppe und eine Gruppe von Kindern aus Sonderschulen. Die Trainer und Profis, die die Aktivitäten mit diesen Gruppen durchführen, bereiten die Pferde vor, mit denen die Therapie durchgeführt werden soll. Ich unterstützte die Patienten, indem ich ihnen dabei geholfen habe, die Pferde zu umarmen, die Pferde während des Reitens zu führen und mich mit den Patienten unterhielt. Auch wenn manche Patienten nichts sagten, konnte man ihnen ansehen, dass sie Freude dabei hatten.

Meine Freizeit

Nicht nur während meiner Arbeit, auch während meiner Freizeit erlebte ich unglaubliches. Meine Gastfamilie zeigte mir unglaublich viele tolle Orte in der Umgebung. Ich konnte mit durch den australischen Busch reiten, den Strand und die Unterwasserwelt des Hafens erkunden. Es gibt einen riesigen Rochen und Seelöwen, die sich im Hafen aufhalten. Wir unternahmen eine Nachtwanderung im Wald der „Ghost Mushrooms“, wo es leuchtende Pilze zu sehen gab. Ich hatte die Möglichkeit in die Kultur Australiens einzutauchen. Wir verbrachten den Samstagabend in der Stadt und kamen für viele Familienanlässe zusammen. Montagabends spielte ich Freesby in einem Team in Wanrambool. Ich hatte keine Ahnung von diesem Sport. Das Team nahm mich jedoch mit offenen Armen auf und nach ein paar Trainingseinheiten durfte ich sogar an einem regionalen Turnier in Melbourne teilnehmen.

Überarbeitet am 13/12/2019. Erstmalig veröffentlicht am 23/07/2018.

4.3/5 - (3 votes)