„Ich habe meinen Job direkt am ersten Tag gefunden, in Australien ist das kein Problem mit der Jobsuche.“ – „Drei Monate muss man dann mal die Zähne als Erntehelfer zusammenbeißen, ist halb so wild.“ – „Ach, da arbeitest du ein paar Monate auf dem Bau und schon ist dein Jahr Australien finanziert!“ Nur einige Aussagen, die Christina vor ihrer Reise nach Australien von Freunden hörte. Dass es allerdings auch anders laufen kann und wie Backpacker die häufigsten Work & Travel Fehler vermeiden, berichtet sie in unserem Gastbeitrag?

Work & Travel Fehler #1: Denken, bei dir wird es genauso laufen  

Jeder, der ein Work & Travel Jahr in Australien plant, kennt mindestens eine Person, die das Abenteuer bereits hinter sich hat. Natürlich meint es jeder gut mit dir und möchte dir wertvolle Tipps mit auf den Weg geben. ??Die Aussagen oben habe ich alle vor meiner Reise gehört und war dementsprechend der Meinung, Australien sei ein einfaches Reiseland. €5.000 gespart und die ersten Wochen sorgenlos genossen, bevor ich überhaupt einen Gedanken an die Jobsuche verschwendet habe. Warum? Weil ich dachte, die Australier warten quasi auf mich und ich kann meinen Lieblingsjob von der Palme pflücken wie Kokosnüsse?? Fehlanzeige?? Örtliche und zeitliche Flexibilität war bei mir eingeschränkt, was die Suche schonmal extrem erschwert hat. Meine Reise begann in Townsville, wo ich die ersten Monate auch bleiben wollte. Nun konnte ja niemand ahnen, dass viele Minenarbeiter gerade für den Arbeitsmarkt frei geworden sind, weil irgendwo in der Nähe eine Miene dicht gemacht hat. Die Arbeitslosigkeit in der Stadt war also gerade extrem hoch.

Mein Appell: Lasse deine Erwartungen nicht anhand der Erfahrungen anderer beeinflussen?

Work & Travel Fehler #2: Sich bei der Jobsuche auf ein bestimmtes Tätigkeitsfeld versteifen

Master im Tourismusmanagement und bereits vier Jahre Arbeitserfahrungen in der Branche. Für mich war klar, dass ich auch in Down Under in dem Bereich arbeiten möchte. Warum eigentlich? Soll das Jahr nicht generell dazu genutzt werden, neue Erfahrungen zu sammeln? Mir ist erst mit der Zeit klar geworden, dass es nicht nur um neue Reise-Erfahrungen geht. Nutze die Chance auch mal in komplett andere Tätigkeitsbereiche hinein zu schnuppern!

Mein Tipp: Versteife dich nicht auf das, was du schon kennst!

Work & Travel Fehler #3: Denken, in Down Under wartet nur Sklavenarbeit auf dich

Ich dachte, entweder schaffe ich es, etwas im Tourismusbereich zu finden oder ich muss ab aufs Feld. Die grauenvolle Arbeit des Fruit-Picking scheint das Einzige zu sein, was die meisten Backpacker auf dem Schirm haben. Auch hier wieder die Frage: Warum? ??Zugegeben, leicht ist es mir nicht gefallen, diese Jobs zu finden (siehe Fehler #1). Die Suche hat sich aber mehr als gelohnt und ich durfte grandiose Erfahrungen sammeln: ??unter anderem auf einer Rinder-Farm. Die Familie besitzt 600 Kühe, Kälber und Bullen sowie sechs Rennpferde. Ich fuhr über die weiten Ländereien der Outback-Farm, um Wasserpumpen zu kontrollieren, sah wie eines unserer Pferde den ersten Platz auf einem Pferderennen holte und half den Kids beim Einsammeln der Hühner-Eier. Diese Erfahrung werde ich nie vergessen und ist so viel besser als stundenlang in der brütenden Hitze Früchte zu ernten.

Mein zweiter Job war für ein Tierheim in Darwin. Hier arbeiteten mein Freund und ich, um vier Wochen lang kostenlos in einer kleinen Hütte mitten im Nirgendwo zu wohnen. Unter Anderem kümmerten wir uns um drei kleine Welpen, die am Tag unserer Ankunft auf der Straße gefunden wurden. Natürlich erledigten wir auch viele unangenehme Arbeiten, wie das Entfernen von Tier-Dung. Dennoch: diesen Monat außerhalb Darwins werde ich ebenfalls nie vergessen. Nach wie vor blutet mein Herz, wenn ich an unsere kleinen Welpen denke. Gott sei Dank haben sie mittlerweile alle eine Familie gefunden.

Im Moment wohnen wir in Sydney. Eine andere Welt im Vergleich zu den vorherigen, sehr ländlichen Orten an denen wir gearbeitet haben. Nun bin ich als Barista und Kitchen Hand in einem kleinen Café tätig. Ob ich vorher Erfahrungen hatte? Nein! Der Chef hat mir eine Chance gegeben und gesehen, dass ich sehr lernfähig bin. Ich hätte nie gedacht, dass es mir Spaß machen würde, Catering Aufträge – z.B. Canapés für 400 Personen vorzubereiten. Geschweige denn, dass ich jemals in der Lage sein würde die typischen, australischen Meat Pies zu machen.

Mein Wunsch: Versteife dich nicht zu sehr aufs Fruit Picking. Es gibt andere, tolle Jobs hier!

Work & Travel Fehler #4: Davon ausgehen, dass drei Monate Arbeit für ein gesamtes Jahr reichen

Ja, der Mindestlohn liegt hier bei $18. Ja, so kann sehr schnell, sehr viel Geld in die Reisekasse gespült werden. Nein, drei Monate arbeiten reichen in der Regel trotzdem nicht für ein gesamtes Jahr! ?? Australien ist teuer. Sehr teuer! Es mag sein, dass die Wirtschaft vor einigen Jahren ordentlich brummte und jeder Backpacker nach kürzester Zeit einen gut bezahlten Job in der Tasche hatte. Vielleicht kursieren deshalb nach wie vor so viele Geschichten, dass Neuankömmlinge davon ausgehen, drei Monate Arbeit würden reichen um die gesamte Reise zu finanzieren. Ich reise insgesamt 14 Monate, 9 davon müssen gearbeitet werden, um den Rest finanzieren zu können. Natürlich hängt es auch davon ab, mit wie viel Ersparten man ankommt und welche Art von Job man findet. Bei den meisten Reisenden hier in Australien ist es aber tatsächlich so, das mehr gearbeitet als gereist wird. ? Deshalb: versuche Fehler #3 zu vermeiden und bemühe dich Jobs zu finden, die dir einmalige Erfahrungen liefern. Trotz der grandiosen Road Trips und der atemberaubenden Landschaft ertappe ich mich dabei, öfter von meinen verrückten Arbeits-Erlebnissen zu berichten, als von den Reisen an sich.

Über die Autorin:

Christina reist seit Juli 2016 durch Australien. Ihre bevorzugte Reiseart: Slow Travel. Kein Abhaken von bekannten Attraktionen, sondern den Ort und seine Menschen wirklich erleben. Klickt euch gern mal rein, um mehr über ihr Abenteuer zu erfahren.

Aktualisiert am 01.10.2019. Erstmalig veröffentlicht am 31.05.2017. 

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